Großfeuer im Nordhafen-Paraffin Tanks in Flammen aufgegangen

Am Donnerstag, den 11.06.2009, rückte gegen 23:45 Uhr ein Löschfahrzeug der Berufsfeuerwehr zu einem brennenden Papiercontainer in der Uferstraße im Stadtteil Kiel-Wik aus.


Schon während der Anfahrt zur Einsatzstelle konnte man von weitem eine starke Rauchentwicklung sehen. Erneut gingen Anrufe in der Rettungsleitstelle ein, sodass der Rest vom Löschzug und die Freiwillige Feuerwehr Suchsdorf nachalarmiert wurden. Beim Eintreffen der Einsatzkräfte stand bereits ein Paraffin-Tank in Flammen. Sofort rüsteten sich die Trupps mit schweren Atemschutz und C-Rohr aus und nahmen die Brandbekämpfung auf. Die ersten Kräfte vor Ort hatten große Schwierigkeiten ein Ausbreiten der Flammen auf die anderen Paraffin-Tanks zu verhindern, sodass weitere Tanks durch die starke Hitze explodierten. Viel brennendes Paraffin lief so in den Nord-Ostsee-Kanal, welches sich auch dort noch entzündete. Erneut mussten Löschzüge, wie die Freiwillige Feuerwehr Russee, die Atemschutz-Logistikgruppe der Freiwillige Feuerwehr Wellsee, der Einsatzleitwagen 2 des Fernmeldezugs und die Freiwilligen Feuerwehren Meimersdorf, Dietrichsdorf, Schilksee und die Freiwillige Feuerwehr Elmschenhagen nachrücken. Währenddessen schlugen die Flammen bis zu 30 Meter hoch und man hörte immer und immer wieder die explodierten Paraffin-Tanks.


So einen spektakulären Großeinsatz hat es in Kiel noch nicht gegeben. Aus Sicherheitsgründen, da auch Heizöltanks in den umliegenden Wohnhäusern explodieren könnten, wurden die Anwohner evakuiert und in Sicherheit gebracht. Es standen Linienbusse der KVG bereit und die Betreuungsgruppe des DRK und die SEG vom ASB und der JHU war anwesend um die Anwohner zu betreuen.


Nach ersten Angaben der Feuerwehr mussten ca. 500 Bewohner im Umkreis von einem Kilometer rund um den Einsatzort am Nord-Ostsee Kanal in Sicherheit gebracht werden und auch auf der gegenüberliegenden Kanalseite im Stadtteil Holtenau wurden mehrere Straßenzüge evakuiert. Die bis dahin anwesenden Kräfte reichten immer noch nicht aus, sodass man sich entschloss die Werksfeuerwehr HDW, die Fliegerhorst Feuerwehr der MFG 5, Fliegerhorst Feuerwehr Hohn, sowie zur Unterstützung die Freiwilligen Feuerwehren Rendsburg und Altenholz nach zu alarmiert.


Mittlerweile wurde auch von der Wasserseite aus, durch das Feuerlöschschiff der MS-Kiel, einem Schlepper und dem Seenotrettungskreuzer Berlin der DGzRZ, mit der Brandbekämpfung begonnen. Erst durch das Einsetzen der Schiffe und des Löschschaums konnte man gegen 03:30 Uhr das Feuer unter Kontrolle bringen.


In dieser Zeit wurden die Berufsfeuerwehrwachen durch die Freiwilligen Feuerwehren Gaarden, Rönne und Moorsee besetzt.

 

Gegen 05:00 Uhr konnte man Feuer aus melden, wobei die Nachlösch - und Aufräumarbeiten noch lange andauerten. Im Wasser schwammen hart gewordene Paraffinbrocken, die aussahen wie kleine Eisschollen. Diese wurden durch das THW und die Feuerwehr mit Hilfe von Äxten zerteilt und mit bloßen Händen eingesammelt.


Bei diesem Einsatz erlitten eine Frau, ein Mann und ein Feuerwehrmann eine Rauchvergiftung. Größere Verletzungen bzw. weitere Verletzte konnten glücklicherweise verhindert werden.Der Großeinsatz forderte alle zehn Freiwilligen Feuerwehren aus Kiel und beide Löschzüge der Berufsfeuerwehr sowie die Kieler Fliegerhorst Feuerwehr des MFG 5 und die HDW-Werksfeuerwehr. Die Einsatzkräfte umfasste ca. 350 Feuerwehrleute.


Durch das Feuer wurden die Anlage selbst, ein Fähranleger und die Kaimauer zerstört. Rund 12 Stunden nach dem Alarm wurde der Nord-Ostsee Kanal wieder freigegeben.


Es waren ca.70 000 Liter Paraffin die in Flammen aufgingen.

 

Alarmierte Einsatzmittel:
HLF 2 10/44/02 Hauptfeuerwache


Nachalarmierte Einsatzmittel:

Rest des Löschzuges der Hauptfeuerwache
Freiwillige Feuerwehr Suchsdorf

Freiwillige Feuerwehr Russee

Freiwillige Feuerwehr Elmschenhagen

Freiwillige Feuerwehr Meimersdorf

Freiwillige Feuerwehr Dietrichsdorf

Freiwillige Feuerwehr Schilksee

Freiwillige Feuerwehr Wellsee

Atemschutz-Logistiggruppe Freiwillige Feuerwehr Wellsee

Verpflegung-Logistiggruppe Freiwillige Feuerwehr Russee

ELW 1 20/11/02 -Ostfeuerwache

HLF 2 20/44/02 - Ostfeuerwache

Fernmeldezug Kiel ELW 2 50/12/01- MZF 50/14/02

GW-A 20/56/01 Ostfeuerwache

GW-Nachschub 20/59/01 BF-Ostfeuerwache

Arbeitswagen 10/74/01 BF - Hauptwache

Arbeitswagen 10/74/02 BF – Hauptwache

Reserve DLK 20/32/02 BF-Ostfeuerwache

WLF 10/71/01 BF - Hauptfeuerwache

WLF 10/65/01 BF – Hauptfeuerwache

WLF 10/65/02 BF - Hauptfeuerwache

PKW 10/73/06 BF - Hauptfeuerwache

PKW vom Amtsleiter 10/01/01 BF – Hauptfeuerwache

PKW vom Stadtwehrführer 50/01/01

HDW – Werksfeuerwehr

Fliegerhorst Feuerwehr BW-MFG 5

Fliegerhorst Feuerwehr BW-Hohn

Freiwillige Feuerwehr Gaarden Bereitstellung Hauptfeuerwache
Freiwillige Feuerwehr Moorsee Bereitstellung Ostfeuerwache

Freiwillige Feuerwehr Rönne Bereitstellung Ostfeuerwache

Löschschiff MS-Kiel 19/77/01

Seenotrettungskreuzer Berlin der DGzRS aus Laboe

Schlepper

Freiwillige Feuerwehr Rendsburg (Kreis Rendsburg-Eckerförde)

Freiwillige Feuerwehr Altenholz (Kreis Rendsburg-Eckerförde)

AB-Rüst

AB-Gefahr

AB-Boot

AB-Mulde

DRK-Betreuungsgruppe

(SEG) Schnelle Einsatzgruppe ASB und JUH

THW - Ortsverband Kiel

Leitender Notarzt 10/07/01 BF-Hauptfeuerwache

Notarzteinsatzfahrzeug NEF 11/82/01 BF-HKW

Notarzteinsatzfahrzeug NEF 23/82/01 BF-Schönkirchen

Rettungswagen RTW 11/83/01 BF-HKW

Rettungswagen RTW 75/83/01 MHD

 

Erläuterung zum Stoff Paraffin:

Eigenschaften 

Die Eigenschaften der Paraffine lassen sich direkt aus der homologen Reihe der Alkane herleiten. Paraffin ist wachsartig, brennbar, geruch- und geschmacklos, ungiftig und elektrisch isolierend, wasserabstoßend, mit Fetten und Wachsen zusammenschmelzbar, jedoch gegenüber vielen Chemikalien reaktionsträge (inert). Beispielsweise ist es ziemlich beständig gegen Schwefelsäure, Brom und kalte Salpetersäure. In Reinform ist es weiß durchscheinend. Es ist unlöslich in Wasser, aber leicht löslich in Benzin, Ether und Chloroform. Paraffine sind aus unverzweigten (n-) und verzweigten (iso-)Alkanen zusammengesetzt. Es wird unterschieden zwischen

  • dünnflüssigen Paraffinen (Paraffinum perliquidum), die eine Viskosität von (25…80) mPa·s haben,

  • dickflüssigen Paraffinen (Paraffinum liquidum), die als ölige Flüssigkeit eine Viskosität von (110…230) mPa·s aufweisen und

  • Hartparaffinen (Paraffinum solidum), die als feste, kristalline Masse eine Erstarrungstemperatur von (50…62) °C haben. In Hartparaffinen dominieren die n-Alkane, in Mikrowachsen dagegen die Iso-Alkane.

Paraffine besitzen eine besonders große Volumenänderung um bis zu 30 % beim Phasenübergang von fest nach flüssig.

 

Gefahren 

Für die Umwelt ist Paraffin gewöhnlich unbedenklich. Als Bestandteil von Hautcremes gilt Paraffin jedoch teilweise als bedenklich. Die Zeitschrift Öko-Test wertet Cremes mit einem Paraffingehalt über 10% massiv ab, da dies die Austrocknung der Haut und damit die Bildung von Falten begünstigen könnte. Öko-Test äußert sich wie folgt dazu: „Paraffine: Sammelbezeichnung für unzählige künstliche Stoffe aus Erdöl (…) behindern die natürlichen Regulationsmechanismen (…) können sich in Leber, Niere und Lymphknoten anreichern (…).“[1] Öko-Test warnt vor mehr als 10 % in einer Creme. Produkte beliebter Firmen wie Nivea enthalten wesentlich mehr Paraffin in ihren Cremes.

Ein anderes Problem stellt seine häufige Verwendung als Mittel zum Einwachsen von Skiern, Snowboards und Schlittenkufen dar: Die eingewachsten Sportgeräte hinterlassen eine Spur von Paraffin. Da die vielbefahrenen Pisten nach der Schneeschmelze meist als Viehweiden genutzt werden, wird am Gras klebendes Wachs von den Tieren aufgenommen. Vor allem im Start- und Zielbereich der Pisten kann die Paraffinkonzentration hoch sein und den Boden schädigen. Als Ersatz bietet sich Bienenwachs an, welches abbaubar ist.

 

Verwendung

  • Herstellung von Kerzen

  • Produktion von Wachsdispersionen zur Imprägnierung von Holzwerkstoffen

  • zum Tränken des Holzes von Streichhölzern

  • Brennstoff für Öllampen

  • Wachsmalstifte

  • als wasserabweisender (hydrophober) Überzug bzw. Imprägnierung von Papier, Textilien und Isolierstoffen

  • als Paraffinum liquidum zur Pflege von Holzoberflächen

  • zum Präparieren archäologischer Funde

  • zur Herstellung von mikroskopischen Präparaten

  • festes Treibmittel für Hybridraketen

  • als Moderatorsubstanz in Neutronenquellen

  • Als Linse zum Bündeln von Mikrowellen

  • Lackpoliturzusatz

  • Versiegeln von Gläsern und Flaschen (siehe Parafilm)

  • Feuerspucken und Feuer-Jonglage

  • Speichermedium in Latentwärmespeichern (u. a. in der Solarthermie)

  • in der Physikalischen Therapie als Paraffin-Fango

  • als Bindemittel in Nasensalben

  • in der Reifenherstellung als Ozonschutz

  • als Grillanzünder

  • in der Kosmetikindustrie als Pflegeöl

  • Zusatzstoff in Tarnschminke

  • in der Medizin als Gegenmaßnahme bei Vergiftungen durch oral eingenommene, fettlösliche Toxine (Resorptionsverhinderung)

  • als Austriebsspritzmittel im Pflanzenschutz (Larven werden durch Paraffinfilm erstickt)

  • zur Konservierung anatomischer Präparate (Paraffinierung)

  • um die Mikrofonie bzw. die Rückkopplung von Gitarrentonabnehmern zu verhindern. Dazu wird die Spule des Tonabnehmers in flüssigem Paraffin, versetztz mit 20% Bienenwachs, getränkt.

  • in der Medizin als Abführmittel, um den zu erleichtern.

Quelle: WikiWikipedia

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